Die Findelkinder bei
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Fütterung der "Raubtiere"

 

Das Auto geladen bis fast unters Dach, mit einer ganzen Menge Futter und Sachspenden von Net-AP. In unsere Garage ist auch wieder ein bisschen mehr Platz. Endlich ist es so weit! Pfingstmontag 5:00. Wir machen uns auf den Weg nach Posara in der Toscana zu Angelika, Franco und den Findelkindern.

 

Lange mussten wir auf diesen Moment warten. Die Spannung ist gross. Wir hoffen natürlich auf unsere Paten Kätzchen zu treffen. Was ja nicht immer so einfach ist, bei teils wilden, freilebenden Katzen. Bis anhin kennen wir sie ja nur von zahlreichen Fotos, welche  Angelika immer mit so viel Aufwand versendet. Wetterbericht soso lala! Znüni Brötli für uns und Schoggi für Angelika und Franco in der Kühltasche verstaut.

 

Die Strassen sind fast leer. Es ist kalt und ungemütlich. Die Hoffnung ist gross, dass es Richtung Süden besser wird. Nach Schneegestöber auf der Strasse über den San Bernardino haben wir Glück, die Sonne drückt endlich durch die Wolken.

Stunden unterwegs. Wenn das Navi lachen könnte, hätte es sich tot gelacht. Genau vor Mailand hat es uns durch die Stadt geführt! Es musste so sein, dass genau zu diesem Zeitpunkt die Mailänder zur Arbeit fuhren! Endlich wieder auf der Autobahn. Und schon wieder will die Dame im Navi raus durch die Pampa. Ja wir haben wieder gehorcht. Angelika vermisst uns schon. Kaffeepause, Pippistop  und weiter. Wir haben es geschafft! Angelika stand auf der Strasse und winkte uns in die Einfahrt.

 

Schon kreuzen die ersten Katzen unseren Weg. Die Freude ist riesig! Ich kenne die alle ja nur von Fotos. Ursula im Katzenparadies! Grosse Begrüssung. Franco hat uns mit einem köstlichen Lunch verwöhnt. Und dann wohl verdient eine Weile hinlegen. Wir sind völlig hinüber. Peter liegt schon flach, er musste ja auch fahren. Angelika zeigt mir den grossen Garten. Und immer wieder ein Fellknäuel, aber die meisten sind scheu. Musste noch warten mit Knuddeln! Eine ganze Menge Arbeit, nebst den 120 Katzen die sie auch noch versorgt. Kaum vorzustellen, wie sie das alles schafft.   

 

Die Mütze voll Schlaf hat gut getan. Angelika ist schon wieder zum Füttern unterwegs, zu den verschiedenen Futterplätzen. Wir warten mit Franco auf sie. Er hat schon das Abendessen gezaubert. Und immer wieder Streicheleinheiten für die Katzen.

 

Nach einem schmackhaften Abendessen plaudern wir natürlich über die Katzen. Peter und ich hoffen am morgigen Tag unsere Patenkatzen Dino und Smokie zu sehen. Die beiden leben an verschiedenen Orten. Es wird also schwierig, dass beide da sind. Die Miezen sind an feste Fütterungszeiten gewohnt. Und wenn wir hinfahren, ist Angelika bereits das erste Mal schon da gewesen. Nicht zu vergessen, dass sie uns Fremdlinge gar nicht unbedingt sehen wollen! Todmüde fallen wir ins Bett. Angelika ist noch lange mit schreiben und posten beschäftigt. Wie sie das alles macht? Das braucht schon eine ganze Menge Energie! Oft frage ich mich, wann sie denn schläft?  

 

Nach einem guten, tiefen Schlaf schnell aus dem Bett und Kaffee gemacht. Angelika rollt auch schon an von der Futtertour. Heute ist der grosse Tag! Nach dem Frühstück geht es auf Erkundung. Erster Stopp der Stall. Und schon strömen sie herbei die kleinen! Aber nur bis sie die Fremden in ihrem Revier sichten. Da ist er ja! Jöööööö Dino mein Süsser, ich kann es nicht glauben. Und schon ist er wieder weg. Die Tante ist Ihm nicht geheuer. Es werden Gudis verteil, und langsam kommt der eine oder andere. Das grosse streicheln. Dann kommt Dino näher, aber immer noch sehr vorsichtig. Endlich kann ich ihn berühren, so ein schönes Gefühl. Die  Stute Pioggia und das Pony Lissy werden natürlich auch getätschelt. Angelika führt uns auf dem Grundstück herum. So eine Menge Arbeit! Alles muss sie sauber halten. Ständig kämpft sie gegen das wuchernde Unkraut und Sträucher. Dann sagt sie: "Da hinten ist der Ort wo ich die verstorbenen Katzen beerdige". Ich muss leer schlucken. Nein da gehen wir nicht hin. Sie mag den Ort nicht, was ich nur zu gut verstehe. Jedes Mal wenn was passiert, weiss ich wie die Katzenmami leidet. Ich muss ja auch jedes Mal heulen. Schnell weg. Mir kommt mein Patenkätzchen Tea, die da begraben liegt in den Sinn. Es schmerzt!

 

Angelika fährt mit dem Roller voraus. Es geht steil den Berg hinauf, wo schon die nächsten Knäuelchen warten. Alle strömen sie an. Streicheln und Gudis verteilen. Einmal mehr. Ich fühle mich wirklich wie im Paradies. Vieles kenn ich von Fotos, und da ist immer wieder der Moment, wo ich Sachen erkenne. Immer mehr sehe ich die grosse Arbeit die Angelika da leistet. Jeden Tag. Oft ist sie sogar mehrmals unterwegs. 

 

Ich freue mich so sehr, die Katzen endlich selber zu treffen. Die Zeit scheint zu rennen! Wir müssen weiter. Den Berg wieder hinunter, Strassen kann man das wirklich nicht nennen. Über die Hauptstrasse und wieder ein schmaler Pfad. Von weitem sehe ich da eine Kartonschachtel liegen! So geht es auch Angelika. Schon steht sie daneben, und macht die Schachtel auf. Mir bleibt fast der Atem stehen, bitte nich t! Sie winkt - leer, alles in Ordnung. Es hat sich mir alles zusammen gezogen.          

 

Wir fahren zum nächsten Ort. Ein grosser Garten wo ebenfalls gefüttert und gestreichelt wird. Gleich daneben, zwischen Häusern an einem Bach, wohnen die nächsten Katzen. Da lebt auch Peter's Smokie, nur der will gar nichts von uns wissen und bleibt versteckt. Am Morgen war er da und liess sich von Angelika mit Futter verwöhnen.

 

Ein paar Schritte die Gasse hinunter liegt eine alte Mühle, ein Traum. Heute Seminarhaus. Wir spazieren mit den zwei Labrdor-Hunden, die dem Besitzer des Anwesens gehören. Es sind Engländer, die ab und zu mal da sind. Zum Glück ist da noch  Angelika!  Die Hunde sind einfach "noch " vorhanden. Keiner interessiert sich mehr für die beiden. Blind, alt, überflüssig, einfach traurig.

 

Nach einer Mittagspause fahren wir am Nachmittag nach Fiffizzano. Ein kleines Städtchen ganz in der Nähe von Angelikas Zuhause. Nahe liegt auch die Villa, bei deren Eingangstor sie sich die Rippen gebrochen hatte.  Auch da kümmert sie sich um die Katzen, die dort leben. Endlich hat sie ein Schlüssel und muss  nicht mehr über`s Tor klettern. Am Abend wieder zurück zu Hause, will Angelika die Hühner und die Hähne für die Nacht einschliessen. Plötzlich schreit sie! Ursula komm schnell, du musst mir helfen. Wir sehen die kleine Bescherung. Die Henne hat vier Küken, die sie unter dem Hühnerstall versteckt. Im Nest hat sie eine ganze Menge Eier, die sie den anderen geklaut hat. Die Küken sind so niedlich, müssen aber dringend in den Stall. Die Ratten hätten sonst ihre Freude daran.     

 

Viel zu schnell geht die Zeit vorbei. Viele Gedanken, Gefühle und auch Sorgen um Angelika gehen mir durch den Kopf. Ich sehe all die Arbeiten, die sie praktisch alleine bewältigt. Franco kann aus gesundheitlichen Gründen auch nicht viel helfen. Er unterstützt sie, wo er nur kann und sein Verständnis ist sehr gross. Ich weiss nun noch besser, was sie alles bewältigen muss. Da sind Sorgen um kranke oder verletzte Katzen, tiefe Trauer um die verstorbenen Findelkinder und vieles mehr. Der ständige Kampf, die kleinen hungrigen Mägen satt zu kriegen. Was mich sehr erschreckt hat, als Angelika von den Schlangen am Fluss erzählt hat. Kein angenehmer Gedanke.    

 

Wir möchten Angelika und Franco ganz herzlich für die Gastfreundschaft danken. Wir freuen uns schon auf einen nächsten Besuch. Wenn ich jetzt von Angelika gepostete  Fotos sehe, weiss ich nun meistens wo sie entstanden sind. Ich bin dann den Findelkindern ein Stückchen näher.